Was genau ist eine Blendenstufe?

Fotokurs Grundlagen: Blendenstufen und warum sie essentiell sind

Blendenstufen, oder wie du sie vielleicht von Fachjargon-Fans hörst: Blendenzahl, Blende oder Blendenreihe, sind im Grunde der Wegweiser, wie viel Licht in einem Wimpernschlag auf Deinen Kamera-Sensor trifft. Wie der Pulsschlag des Fotos – ziemlich wichtig, nicht wahr?

Stell es dir so vor: Die Blendenstufen sind wie die Pupille Deines Auges. Sie regulieren, wie viel Licht hereinkommt und wie es auf Deine Netzhaut – in diesem Fall den Sensor – trifft. Ein wenig wie Magie, nur wissenschaftlich!

Tiefer Einblick in Blendenstufen

Die geheime Welt der Blendenstufen

In der Lektion zum Belichtungsdreieck haben wir ja schon das Geheimnis, wie das Licht auf deinen Sensor gezaubert wird, etwas gelüftet. Welche Verantwortung bei dieser Magie die Blende trägt, wirst du in den folgenden Lektionen noch genau erfahren. Der Blende widme ich im weiteren Verlauf dieses Fotokurses eine komplette Lektion. Das Wissen um die richtige Blendenstufe verhindert über- und unterbelichtete Überraschungen und lässt Deine Fotos in neuem Licht erstrahlen.

Dynamikumfang und menschliche Wahrnehmung:

Das menschliche Auge kann etwa 20 Blendenstufen Dynamikumfang wahrnehmen.

Eine typische Kamera hat einen Dynamikumfang von 12-14 Blendenstufen. Dieser Unterschied kann dazu führen, dass Fotos anders aussehen als die tatsächliche Szene.

Stell dir vor, du stehst in einem abgedunkelten Raum und schaust hinaus auf eine sonnendurchflutete Landschaft. In diesem Moment erlebst du den immensen Dynamikumfang deines Auges – es kann feinste Details im dunklen Raum und gleichzeitig die hellen, lebendigen Farben draußen wahrnehmen, was einem Dynamikumfang von bis zu 20 Blendenstufen entspricht. Jede Blendenstufe (EV) verdoppelt oder halbiert die wahrgenommene Lichtmenge – eine Formel der Lichtarithmetik, die zeigt, wie sich Lichtintensität staffelt. Um das in Zahlen auszudrücken: Wenn eine Blende die Lichtmenge um den Faktor 2 erhöht, dann erhöht eine Differenz von 20 Blendenstufen die Helligkeit um 2^20, das ist über eine Million Mal heller.

Deine Kamera, auf der anderen Seite, ist beschränkter. Mit einem typischen Dynamikumfang von 12 bis 14 Blendenstufen (also 2^12 bis 2^14-fache Helligkeitsunterschiede) ist sie nicht in der Lage, solch extreme Kontraste in einem einzigen Bild festzuhalten. Das führt oft dazu, dass Fotos entweder über- oder unterbelichtet wirken im Vergleich zu dem, was deine Augen sehen.

Um dieses Limit zu umgehen, greifen Fotografen auf High Dynamic Range (HDR) Techniken zurück. HDR erlaubt es, mehrere Aufnahmen mit verschiedenen Blendenstufen zu einem einzigen Bild zusammenzufügen, das einen breiteren Helligkeitsbereich abdeckt. Dieses Thema werden wir später noch vertiefen. (geplant) Wenn du also eine Szene mit hohem Kontrast fotografierst, könntest du drei Fotos machen: eines belichtet für die Schatten (niedrige Blendenstufe), eines für die Mitteltöne und eines für die Highlights (hohe Blendenstufe). Software kann diese Bilder dann zu einem einzigen Foto mit einem Dynamikumfang kombinieren, der näher an das herankommt, was das menschliche Auge wahrnehmen kann.

Diese Technik erweitert die künstlerischen Möglichkeiten enorm und erlaubt es, Bilder zu erzeugen, die sowohl die stimmungsvollen Schatten im Raum als auch die strahlenden Details der Außenwelt in sich vereinen. So wird das Endbild zu einer visuellen Symphonie mit einem Reichtum an Details, die sonst in der Fotografie nicht erreichbar wären.

Wieso sind Blendenstufen das A und O?

Ein Wort: Kreativität! Die richtige Blendenstufe wählen zu können, ist wie das perfekte Gewürz in Deinem Lieblingsgericht. Es hebt den Geschmack (oder in diesem Fall das Motiv) hervor und gibt Deinen Bildern das gewisse Etwas. Und ganz zwischen uns: Wer möchte nicht das perfekte Bokeh im Hintergrund eines Porträts?

Die Kontrolle über die Blendenstufen gibt dir die Macht, Deine Vision in jeder Lichtsituation zum Leben zu erwecken. Es mag ein wenig Übung erfordern, aber hey, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, oder?

Zur Veranschaulichung der Blendenstufen ein 50mm Objektiv mit unterschiedlichen Öffnungen

Von weit geöffnet bis fast geschlossen: Erlebe den Unterschied in der Blende von f2.8 bis f16. Diese Objektive zeigen, wie sich die Lichtmenge und Tiefenschärfe mit jeder Einstellung verändern.

Blende: f2.8

Blende: f2.8

Blende: f5.6

Blende: f5.6

Blende: f16

Blende: f16

Blendenstufen

Die Lochgröße wird in Blendenstufen angegeben, man unterscheidet in ganzen, halben und drittel Blendenstufen.

Die Blendenreihe in ganzen Blendenstufen

f/1 — f/1,4 — f/2 — f/2,8 — f/4 — f/5,6 — f/8 — f/11 — f/16 — f/22 — f/32 — f/45 usw.

Die Blendenreihe in halben Blendenstufen

f/1 – f/1,2 – f/1,4 – f/1,7 – f/2 – f/2,4 – f/2,8 – f/3,4 – f/4 – f/4,8 – f/5,6 usw.

Die Blendenreihe in Drittel-Blendenstufen

f/1 – f/1,1 – f/1,2 – f/1,4 – f/1,6 – f/1,8 – f/2 – f/2,2 – f/2,5 – f/2,8 – f/3,2 – f/3,5 – f/4 – f/4,5 – f/5,0 – f/5,6 usw.

Nur damit du erst einmal einen kurzen Überblick hast. Mehr erfährst du dann weiter unten.

Vergleich von Blendenbereichen verschiedener Objektivtypen

Die nachfolgende Tabelle zeigt den typischen Blendenbereich einiger gängiger Objektivtypen. Der Blendenbereich gibt an, wie viel Licht durch das Objektiv auf den Kamerasensor fällt. Ein niedrigerer f-Wert bedeutet eine größere Blendenöffnung und mehr Licht, während ein höherer f-Wert eine kleinere Blendenöffnung und weniger Licht bedeutet. Die Auswahl des richtigen Objektivs und die Kenntnis des Blendenbereichs sind entscheidend für die Erzielung der gewünschten Bildergebnisse.

Objektivtyp Typischer Blendenbereich
Standard-Kit-Objektiv f/3.5 - f/5.6
Professionelles Zoom-Objektiv f/2.8 - f/22
Prime-Objektiv f/1.4 - f/16
Makro-Objektiv f/2.8 - f/32

Praktische Anwendungen – Nicht nur Theorie!

Es ist super, die Theorie zu kennen, aber das wirkliche Abenteuer beginnt in der Praxis. Ob du eine Landschaft in all ihrer Pracht einfangen willst oder ein Porträt, das ins Auge springt: Das Wissen um die Blendenstufen ist Dein bester Freund. Und während Automatikmodi nett sind, ist manuelle Kontrolle die Kirsche auf dem Fotokuchen.

Also pack Deine Kamera und nutze Dein neues Wissen. Die Welt wartet auf Deine Kunst!

Tipps und Tricks zur Auswahl der richtigen Blendenstufe

Nachdem du nun die Grundlagen kennst, ist es an der Zeit, dein Wissen in die Praxis umzusetzen. Hier sind einige bewährte Tipps und Tricks, die dir helfen, die richtige Blendenstufe für unterschiedliche Szenarien zu wählen und deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern.

Verstehe die Lichtverhältnisse:

  • Bei hellem Licht: Wähle eine kleinere Blendenöffnung (höhere f-Zahl), um eine Überbelichtung zu vermeiden.
  • Bei schwachem Licht: Wähle eine größere Blendenöffnung (niedrigere f-Zahl), um mehr Licht auf den Sensor zu lassen.

Motiv im Fokus:

  • Porträts: Eine große Blendenöffnung (niedrige f-Zahl) erzeugt eine geringe Schärfentiefe, die das Motiv vom Hintergrund abhebt.
  • Landschaften: Eine kleine Blendenöffnung (hohe f-Zahl) erhält die Schärfe im gesamten Bild.

Bewegung einfrieren:

  • Bei schnellen Bewegungen: Wähle eine größere Blendenöffnung (niedrigere f-Zahl), um eine schnellere Verschlusszeit zu ermöglichen.

Experimentieren:

  • Experimentiere mit verschiedenen Blendenstufen, um den gewünschten Effekt zu erzielen und ein Gefühl für die Auswirkungen auf die Bildqualität zu bekommen.

Ausrüstung kennen:

  • Lerne die Blendenbereiche deiner Objektive kennen und wie sie sich auf deine Fotos auswirken.

Häufige Fehler und ihre Lösungen beim Einstellen der Blendenstufe

Die richtige Blendenstufe zu wählen, ist entscheidend für die Erstellung qualitativ hochwertiger Fotos. Hier sind einige häufige Fehler, die Fotografen machen, und Tipps, wie du sie vermeiden kannst:

Falsche Blendenwahl für das Motiv:

  • Lösung: Kenne dein Motiv und wähle die Blende entsprechend - eine niedrige f-Zahl für Porträts und eine höhere für Landschaften.

Über- oder Unterbelichtung:

  • Lösung: Achte auf die Lichtverhältnisse und passe die Blende entsprechend an, um eine korrekte Belichtung zu erhalten.

Nicht ausreichende Schärfentiefe:

  • Lösung: Bei Bedarf eine kleinere Blendenöffnung (höhere f-Zahl) wählen, um mehr des Bildes in Fokus zu bekommen.

Unscharfe Bilder bei schlechten Lichtverhältnissen:

  • Lösung: Verwende bei schlechten Lichtverhältnissen eine größere Blendenöffnung (niedrigere f-Zahl) oder ein Stativ, um Verwacklungen zu vermeiden.

Nichtexperimentieren mit verschiedenen Blendenstufen:

  • Lösung: Experimentiere mit verschiedenen Blendenstufen, um ein Gefühl für ihre Auswirkungen zu bekommen und verschiedene Effekte zu erzielen.

Blendenstufe: Mehr als nur ein Loch im Objektiv

Wenn Fotografen über "Blendenstufen" sprechen, klingt das zunächst wie ein Tanz um die Kamera. Aber eigentlich geht es um Helligkeitsänderungen. Überraschung: Es dreht sich nicht nur um dieses runde Ding im Objektiv!

Du kennst vielleicht Sätze wie: "Das Foto ist eine Blende zu hell" oder "Die Belichtungszeit verdoppeln, um eine Blende heller zu werden". Hier geht es um die Kunst, das Licht zu regulieren. Eine Blende heller zu werden kann bedeuten, die Belichtungszeit zu verdoppeln, den ISO-Wert zu erhöhen oder natürlich die Blendenöffnung zu vergrößern.

Verwirrt? Stell dir Blendenstufen wie Gewürze in einem Rezept vor. Je nachdem, welches Gewürz du hinzufügst oder wie viel davon, ändert sich der Geschmack deines Gerichts. In der Fotografie ist es das gleiche, nur mit Licht statt Gewürzen.

Apropos, manchmal hört man auch Begriffe wie "Stop" oder "Lichtwert (LW)". Das ist, als würde man Salz mal Salz, mal Natriumchlorid nennen. Unterschiedliche Begriffe, aber in der Fotografie meinen alle dasselbe: Eine Änderung der Helligkeit.

Also, kurz gesagt, ob du jetzt die Belichtungszeit verdoppelst, den ISO-Wert erhöhst oder mit der Blendenöffnung spielst – du jonglierst mit Blendenstufen und machst das Licht in deinem Bild tanzen. Und das ist doch ein ziemlich cooler Tanz, oder?

Technische Einblicke: Die Auswirkungen von Blendenstufen auf die Bildqualität

Die Blendenstufe ist ein kritischer Faktor, der die technische und ästhetische Qualität eines Fotos beeinflusst. Im Folgenden werden die verschiedenen Auswirkungen von Blendenstufen auf die Bildqualität erörtert:

  • Schärfentiefe: Eine niedrigere f-Zahl führt zu einer geringeren Schärfentiefe, wodurch der Hintergrund unscharf wird, während das Motiv im Fokus bleibt.
  • Beugung: Bei höheren f-Zahlen tritt Beugung auf, die die Schärfe des Bildes verringern kann.
  • Lichtmenge: Die Blendenstufe steuert die Menge des Lichts, das auf den Sensor trifft, und beeinflusst so die Belichtung des Bildes.
  • Sterneneffekte: Kleine Blendenöffnungen können Sterneneffekte erzeugen, wenn sie Lichtquellen im Bild erfassen.
  • Vignettierung: Große Blendenöffnungen können Vignettierung verursachen, wobei die Ecken des Bildes dunkler werden.

Welche Möglichkeiten hast du jetzt Dein Foto eine Blendenstufe heller zu machen?

Du erinnerst Dich sicher noch an die letzte Lektion: Belichtungsdreieck, wo es um die richtige Belichtung ging. Es gibt 4 Faktoren welche das Licht welches auf den Sensor fällt beeinflussen?

Richtig! Blende, Belichtungszeit, ISO, und das Umgebungslicht.

Nehmen wir das Umgebungslicht jetzt mal als gegeben und arbeiten mit den 3 Komponenten des Belichtungsdreieck weiter. Ich habe dir ja in der letzten Lektion versprochen, dass es jetzt etwas praktischer wird und ich möchte zu meinem Wort stehen.

Nimm jetzt Deine Kamera in die Hand, wenn du noch keine hast, hoffe ich Dein Smartphone hat in der Kamera App die Möglichkeit, Einstellungen manuell vorzunehmen. (Oft unter dem Menüpunkt „pro“) Ich gehe aber mal davon aus, dass du stolzer Besitzer einer Kamera bist, sonst wärst du vermutlich nicht hier.

Praktisches Beispiel zur Verdeutlichung der Blendenstufen

Stelle Deine Kamera in den manuellen Modus (M).
Da ich nicht weiß, wie hell oder dunkel Dein Umgebungslicht ist, arbeiten wir jetzt einfach mal mit Testwerten.
du muss ggf. Bei dir die Werte etwas anpassen.

Wir wollen ja jetzt nicht unbedingt das Foto unseres Lebens schießen. Es geht grundsätzlich darum den Begriff Blendenstufe / Blende als Helligkeitsangabe verinnerlichen. Es muss also kein Kunstwerk werden, konzentriere Dich also nur auf die folgende Aufgabe.

Für die folgende Übung benötigst du ein Stativ. Falls du gerade kein Stativ zur Hand hast, geht sicher auch eine Tüte Erpsen, Lins oder ähnliches als Unterlage für Deine Kamera.

Kamera Modus M

Kamera Modus M

Im weiteren Verlauf werde ich den Begriff "Verschluss" verwenden. Der Verschluss ist in diesem Fall gleichbedeutend mit der Belichtungszeit. Der Verschluss ist zwar ein mechanisches Bauteil welcher den Sensor bedeckt, wenn er gerade nicht belichtet werden soll. Dennoch wird der Begriff Verschluss in der Fotografie auch häufig für die Belichtunsgszeit genutzt. Er bedeutet einfach wie lange der Verschluss geöffnet ist, also wie lange Licht auf den Sensor fällt.

Also los geht’s.

Wenn du ein Stativ hast setze Deine Kamera bitte vorher auf Dein Stativ.
Stelle nun Deine Belichtungszeit auf 1/250,
Deine Blende auf f8,
ISO auf den Wert 200 (kein Auto ISO).
Jetzt darfst du den Auslöser betätigen und Dein erstes Foto schießen.

Belichtungszeit 1/250, Blende: f8, ISO: 200

Verschluss: 1/250, Blende: f8, ISO: 200

Betrachte nun Dein Meisterwerk. Ich vermute mal es wird etwas dunkel sein, du hast es vermutlich in Deiner aufgeräumten Wohnung gemacht. Auf diese Vorahnung komme ich, weil ich vermute, dass du gerade meinen Fotokurs, an Deinem PC in Deiner Wohnung verfolgst und Dein Umgebungslicht daher wesentlich geringer als normales Tageslicht sein wird. Sollte Dein Foto zu dunkel für unser Experiment sein, dann Stelle Deinen ISO auf 400 und beim 4. Bild dann auf 800

Eine Blendenstufe heller machen

Unser Ziel ist jetzt das gleiche Foto eine Blendenstufe / Blende heller zu machen.

Mache bitte jetzt 3 Fotos mit jeweils folgenden Werten.

  • Verschluss: 1/250, Blende: f5,6, ISO: 200
  • Verschluss: 1/125, Blende: f8, ISO: 200
  • Verschluss: 1/250, Blende: f/8, ISO; 400

Belichtungszeit 1/250, Blende: f5,6, ISO: 200

Verschluss: 1/250, Blende: f5,6, ISO: 200

Belichtungszeit 1/125, Blende: f8, ISO: 200

Verschluss: 1/125, Blende: f8, ISO: 200

Belichtungszeit 1/250, Blende: f/8, ISO 400

Verschluss: 1/250, Blende: f/8, ISO: 400

Auswertung Praxis Beispiel

Wenn du alles richtig gemacht hast, sollten Deine letzten 3 Fotos nicht nur heller geworden sein, sondern auch genau gleich belichtet sein. Vorausgesetzt Dein Umgebungslicht war bei allen 3 Fotos genau gleich

Zeit: 1/250 Blende: f/8 ISO: 200

Verschluss: 1/250, Blende: f/8, ISO: 200

Zeit: 1/250 Blende: f/5.6 ISO: 200

Verschluss: 1/250, Blende: f/5.6, ISO: 200

Zeit: 1/125 Blende: f/8 ISO: 200

Verschluss: 1/125, Blende: f/8, ISO: 200

Zeit: 1/250 Blende: f/8 ISO 400

Verschluss: 1/250, Blende: f/8, ISO: 400

Fazit

Was haben wir jetzt genau gemacht, also genau genommen Du?

Bei Deinem ersten Foto hast du Deine Blende genau eine Blendenstufe weiter geöffnet, von Blende 8 auf Blende 5,6. du hast das Loch durch dass, das Licht in Dein Objektiv fällt also vergrößert in dem du den Blendenwert verkleinert hast. Merke dir vorerst größere Blende, kleinerer Blendenwert.

Warum das so ist, klären wir, wenn wir zur Lektion Blende kommen. Jetzt möchte ich Dich nicht damit verwirren, nimm es vorerst als gegeben. Falls dir Deine Kamera zwischen dem Wert Blende: f8 und Blende 5,6 weitere Werte angezeigt haben sollte, soll Dich das erstmal auch nicht kümmern, auch dazu kommen wir noch. Von Blende: f8 zu Blende: f5,6 ist es genau eine Blendenstufe! Die Lichtmenge wurde verdoppelt.

Bei Deinem zweiten Versuch hast du die Belichtungszeit verdoppelt und somit auch die Lichtmenge. Also auch wieder genau eine Blendenstufe heller. Ausgangswert war hier 1/250, eingestellt haben solltest Du: 1/125 um länger zu belichten. du hast Deiner Kamera also genau 0,004s mehr Zeit zum Belichten gegeben.

Beim dritten Mal waren die Werte der Blende mit f8 und der Belichtungszeit mit 1/250 gleich geblieben, aber du hast die Sensorempfindlichkeit um eine Blendenstufe erhöht. In den ISO Wert von 200 zu 400 verdoppelt hast.

Große Blende = Kleiner Blendenwert

Was große Blende, kleiner Blendenwert bedeutet und warum diese vermeintliche Gemeinheit keine ist, erfährst du jetzt.

Man spricht in der Fotografie oft von einer großen Blende und einem kleinen Blendenwert. Wieso ist das so?

Diese vermeintliche Gemeinheit stiftet oft Verwirrung unter den Hobbyfotografen, auch einige Profifotografen haben hier oft Schwierigkeiten dies zu erklären. Dabei ist das gar nicht so schwer.

Eine große Blende ist einfach eine große Blendenöffnung und der Lamellen Ring (die eigentliche Blende) verdeckt nur sehr wenig von dem Loch. Also der Lamellenring ist klein z.B. Blende: f/1.8, die Objektivöffnung groß. Also ein kleiner Blendenwert weil die Lamelle klein ist.

Sind die Lamellen geschlossen, dann ist der Lamellenring auch groß, daher ein großer Blendenwert. Die Objektivöffnung ist klein. In der Fotografie spricht man aber von einer großen Blende und meint eigentlich die Öffnung, bei kleinem Blendenwert, daher kommt es immer wieder zu Unstimmigkeiten. du gehörst jetzt aber zu den Wissenden unter den Fotografen. Toll nicht wahr 🙂 Das klingt so einfach, gell?

ES IST ABER FALSCH!!!

Na ist Dir eben aufgefallen, dass ich geflunkert habe? Oder klang es für Dich eher einleuchtend? Schreibe mir doch bitte über mein Komtaktformular, es interessiert mich wirklich brennend.

In Wahrheit ist es dann doch etwas komplizierter. Mein kleiner Schwindelanfall sollte dir eigentlich helfen dieses vermeintliche Paradoxem besser zu verstehen, bzw. zumindest am Anfang einen kleinen Anhaltspunkt zu haben, auch wenn er falsch ist.

Jetzt müssen wir aber dann doch nochmal, oder gerade deswegen über die Blendenreihe sprechen, um das Ganze doch noch aufzuklären und du die ganze Wahrheit erfährst.

Warum große Blende kleiner Blendenwert und warum sind die Zahlen krumm?

Weil niemand in den Urwald zog und die … 🙂

Blendenreihe in ganzen Stufen

Kommen wir noch einmal zur am Anfang erwähnten Blendenreihe in ganzen Blendenstufen, f steht dabei für die Brennweite

f/1 — f/1,4 — f/2 — f/2,8 — f/4 — f/5,6 — f/8 — f/11 — f/16 — f/22 — f/32 — f45 usw.
Große Blende: f/1,4 = viel Licht! (Große Blende, kleiner Blendenwert, geringe Schärfentiefe)
kleine Blende: f/45 = wenig Licht (Kleine Blende, großer Blendenwert, große Schärfentiefe)

So jetzt versuche ich aber mal auf den Punkt zu kommen. Die Blendenwerte sind eigentlich Brüche, die Richtige Schreibweise wäre demnach bei einer Blende von f/1,4 (steht eigentlich schon da) 1:1,4 also: 1/1,4 und das ist nun mal größer als 1/2, oder 1/4 ist größer als 1/8, also Blende 4 ist Größer als Blende 8.

Ich hoffe du kommst noch mit. Warum jetzt also Blende 11 Größer Blende 22 ist sollte nun klar sein. Das war ja auch noch einfach.

Objektiv Blendenreihe

Objektiv Blendenreihe

Widmen wir uns jetzt noch den krummen Zahlen

Objektive gibt es mit unterschiedliche Brennweiten (Brennweite und Objektive werden im Verlauf von diesem Fotokurs noch behandelt.) Sollte bis hier noch nicht alles verstanden worden sein, dann fügt sich dann spätestens bei der Lektion über Brennweite und Objektive alles zusammen.

Ändert sich jetzt die Brennweite bei gleichem Blendenwert / Blendenstufe, ändert sich auch der Durchmesser der Blendenöffnung. (Deswegen sind Lichtstarke Teleobjektive so riesig) Je größer die Brennweite, desto größer die Blendenöffnung bei gleichbleibendem Blendenwert.

Würde sich der Durchmesser der Blendenöffnung bei langen Brennweiten nicht vergrößern, dann würde weniger Licht auf den Sensor fallen, da sich der Bildwinkel verkleinern und somit die Fläche verkleinern würde.

Das darf aber nicht sein, da sich die Belichtungszeit von Blendenstufe zu Blendenstufe, halbieren, oder verdoppeln muss.

Bei einer eingestellten Blendnstufe z.B. f/8 muss immer gleich viel Licht auf den Sensor fallen, egal um was für ein Objektiv es sich handelt, ob Teleobjektiv, Weitwinkelobjektiv, oder Festbrennweite, spielt keine Rolle. Der Fotograf muss aufgrund seiner Erfahrung basierend auf der Blendenstufe, Belichtungseinstellungen wählen. Es wäre ja auch blöd, wenn er bei jedem neuen Objektiv umdenken müsste.

Wir gehen jetzt mal davon aus, dass die Blende genau kreisrund ist. (ist sie ja auch fast) Bei der Halbierung der Blende um eine Stufe muss sich demnach das einfallende Licht halbieren damit die Belichtungszeit verdoppelt werden kann, um zum gleichen Ergebnis zu führen. Den Durchmesser der Blendenöffnung jetzt einfach zu halbieren um auch den Lichteinfall zu halbieren wird nicht funktionieren. Denn um die Fläche eines Kreises auch zu halbieren, oder zu verdoppeln, muss ja der Durchmesser des Kreises mit der √2 = ~1,414 dividiert oder multipliziert werden.
Aha 1,4 interessant, eine bekannte Zahl aus unserer der Blendenreihe oder?

Halbieren wir die Kreisfläche
1 * √2 = ~1,4 * √2 = 2 * √2 =~2,8 * √2 = 4 usw.

Berechnung der Fläche der Blendenöffnung

Beispiel:

Wir nehmen ein lichtstarkes Objektiv mit einer Brennweite von 35mm als Beispiel.
Bei Blendenstufe 1 entspricht der Durchmesser der Blendenöffnung dem Wert der Brennweite, also 35mm Eintrittspupille.

Berechnung bei einem Durchmesser von 35mm und Blende 1:

Gegeben: Durchmesser der Blendenöffnung d = 35mm
Gesucht: Kreisfläche der Blendenöffnung A

Die allgemeine Formel für die Kreisfläche lautet: A = π * r².
Da der Durchmesser (d) dem Doppelten des Radius (r) entspricht, ergibt sich auch: A = π/4 * d²

d = 35 mm
A = π/4 * 35²
Das ergibt A ≈ 9,62 cm².

Somit beträgt die Fläche der Blendenöffnung, durch die das Licht auf den Sensor trifft, bei Blende 1 ungefähr 9,62 cm².

Eine Blendenstufe abblenden

Wenn wir unser 35mm Objektiv um eine Blendenstufe abblenden (also dunkler machen), halbiert sich die Fläche, durch die das Licht auf den Sensor trifft.

Das bedeutet, wir reduzieren von 9,62 cm² auf 4,81 cm².

Vereinfacht ausgedrückt:
  • Brennweite 35mm geteilt durch 1,4 ergibt einen Durchmesser (oder Eintrittspupille) von 25mm (35mm / 1,4 = 25mm)
  • Umgekehrt ergibt die Division der Brennweite von 35mm durch den Durchmesser (oder Eintrittspupille) von 25mm einen Blendenwert von 1,4 (35mm : 25mm = 1,4)

35 mm geteilt durch √2 ergibt 24,75 mm

d = 24,75 mm
A = π/4 * 24,75²
Das ergibt A ≈ 4,81 cm².

Jetzt haben wir unser 35mm Objektiv von f/1 auf f/1,4 (4,81cm²) abgeblendet.
(2 x 4,81cm² = 9,62cm² entspricht Blende 1).

Blendenreihe in ganzen Stufen

Und so ergeben sich dann halt die Zwischenschritte in der Blendenreihe der ganzen Blendenstufen. (Gerundet natürlich)

Jede Blendenzahl wird aus der vorhergehenden Blendenzahl durch Multiplikation mit √2 berechnet.

f/1 * √2 = f/1,4 * √2 = f/2 * √2 = f/2,8 * √2 = f/4 * √2 = f/5,6 * √2 = f/8 * √2 = f/11 * √2 = f/16 usw.

Spätestens jetzt sollte klar sein, dass man wenn man die Blenden Zahl von f/4 zu f/8 verdoppelt, die Lichtmenge nicht halbiert sondern viertelt.

Berechnung der Blendenreihe in halben Stufen

Wenn du mir bis hier folgen konntest, dann ist der Rest ein Einfaches.

Halbe Blendenstufen errechnen sich aus der 4. Wurzel aus 2 (Ich habe keine Ahnung wie ich die 4 auf das Wurzelzeichen bekomme. ich schreibe es einfach so 4.√2)

4.√2 =~ 1,18921
Jede Blendenzahl wird aus der vorhergehenden Blendenzahl durch Multiplikation mit 4.√2 berechnet.

f/1 * 4.√2 = f/1,2 * 4.√2 = f/1,4 * 4.√2 = f/1,7 * 4.√2 = f/2 * 4.√2 = f/2,4 * 4.√2 = f/2,8 * 4.√2 = f/3,4 * 4.√2 = f/4 usw.

Berechnung der Blendenreihe in drittel Stufen

Die Drittel Blendenstufen errechnen sich aus der 6. Wurzel aus 2.

6.√2 =~ 1,12246
Jede Blendenzahl wird aus der vorhergehenden Blendenzahl durch Multiplikation mit 6.√2 berechnet.

f/1 * 6.√2 = f/1,1 * 6.√2 = f/1,2 * 6.√2 = f/1,4 * 6.√2 = f/1,6 * 6.√2 = f/1,8 * 6.√2 = f/2 * 6.√2 = f/2,2 * 6.√2 = f/2,5 * 6.√2 = f/2,8 usw.

So jetzt haben wir dieses trockene Thema auch geschafft. Ich hoffe du konntest mir hier folgen und dir sind die Blendenstufen und ihre Berechnung jetzt etwas klarer.

Weiter geht es zur nächsten Lektion 4: Die Blende

Blendenstufen Zusammenfassung

Blendenwerte und Lichtmenge: Eine Blende regelt, wie viel Licht durch das Objektiv auf den Kamera-Sensor fällt. Eine große Blende lässt viel Licht durch (z.B. f/1,4), während eine kleine Blende wenig Licht durchlässt (z.B. f/45).

Blendenwerte sind Brüche: Der Blendenwert f/1,4 steht eigentlich für 1:1,4 oder 1/1,4. Das bedeutet, dass eine Blende von f/2 tatsächlich größer (d.h. sie lässt mehr Licht durch) als eine Blende von f/8 ist, weil 1/2 > 1/8.

Einfluss der Brennweite auf den Blendenwert: Die Brennweite eines Objektivs beeinflusst den Durchmesser der Blendenöffnung. Ein lichtstarkes Teleobjektiv benötigt beispielsweise eine größere Blendenöffnung als ein Weitwinkelobjektiv, um denselben Blendenwert zu erreichen.

Berechnung der Blendenreihe: Die "krummen" Zahlen in der Blendenreihe resultieren aus der Tatsache, dass sich die Fläche eines Kreises (in diesem Fall die Blendenöffnung) nicht einfach linear ändert. Die Werte werden unter Verwendung des Quadratwurzels von 2 (ca. 1,414) berechnet.

Zum Beispiel:

  • f/1 * √2 = f/1,4
  • f/1,4 * √2 = f/2 und so weiter.

Halbe und drittel Blendenstufen: Je nachdem, wie genau man die Lichtmenge anpassen möchte, kann man die Blendenwerte in halben oder drittel Stufen berechnen, indem man die vierte bzw. sechste Wurzel von 2 verwendet.

Herzlichen Glückwunsch! Du hast es bis zum Ende dieser Lektion geschafft und das, obwohl sie trockener war als ein Keks in der Wüste! Hut ab und Danke, dass du dabei geblieben bist – du bist ein echter Durchhalte-Champion!" 🍪🌵🏆

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Bisher 2 Kommentare

Werner Sedlag 05.11.2023
Hallo André,

vielen Dank für diese umfangreiche Ausführung, mir qualmt jetzt schon der Schädel, aber ich denke ich habe jetzt endlich alles verstanden. Ich werde die nächste Zeit meine Kamera manuell bedienen, um das hier erlernte zu vertiefen.

Eine Frage hätte ich allerdings noch.
Wie verändern sich die Auswirkungen der Blende bei unterschiedlichen Sensorgrößen?

Dankende Grüße
Werner

Antwort von André Ziegler:

Schärfentiefe:
Vollformatsensoren erzeugen bei einer gegebenen Blendenöffnung und Brennweite eine geringere Schärfentiefe im Vergleich zu APS-C- und Mikro-Vier-Drittel-Sensoren. Das bedeutet, dass bei einem Vollformatsensor der Hintergrund stärker unscharf wird, was oft als ästhetisch angenehm empfunden wird.

Äquivalente Blende:
Um eine ähnliche Schärfentiefe auf verschiedenen Sensorgrößen zu erreichen, muss die Blende angepasst werden. Beispielsweise erzeugt eine Blende von f/2.8 auf einem Vollformatsensor eine ähnliche Schärfentiefe wie eine Blende von f/2.0 auf einem APS-C-Sensor.

Lichtsammelvermögen:
Vollformatsensoren können mehr Licht sammeln und tendieren daher dazu, bessere Ergebnisse bei schlechten Lichtverhältnissen zu liefern. Dies bedeutet, dass du bei schlechten Lichtverhältnissen möglicherweise mit einer höheren Blendennummer (kleinerer Blendenöffnung) arbeiten kannst, ohne die Belichtung zu beeinträchtigen.

Beugung:
Beugung tritt bei kleineren Blendenöffnungen (höhere f-Zahlen) auf und kann die Bildschärfe verringern. Kleinere Sensoren neigen dazu, früher von Beugung betroffen zu sein als größere Sensoren.

Brennweite und Bildwinkel:
Der Crop-Faktor des Sensors beeinflusst die effektive Brennweite und den Bildwinkel. Ein APS-C-Sensor hat beispielsweise oft einen Crop-Faktor von 1.5x, und ein Mikro-Vier-Drittel-Sensor hat einen Crop-Faktor von 2x. Dies bedeutet, dass die Brennweite und die Blendenwahl in Bezug auf den Bildwinkel und die Komposition angepasst werden müssen.

Vignettierung und Verzerrung:
Vignettierung und Verzerrung können sich auch mit der Sensorgröße ändern. Vollformatsensoren könnten mehr Vignettierung aufzeigen, besonders wenn die Linsen nicht korrekt für den Sensor abgestimmt sind.

Gruß André
Katja 23.11.2023
Vielen Dank für diesen umfassenden und gut strukturierten Leitfaden zu Blendenstufen Herr Ziegler! Ich habe die detaillierten Erklärungen und anschaulichen Beispiele sehr geschätzt. Besonders hilfreich fand ich die Praxistipps und die klare Darstellung, wie verschiedene Blendenstufen die Bildqualität beeinflussen. Auch die technischen Einblicke und die Erläuterung des Zusammenhangs zwischen Blendenstufe und Lichtmenge haben mir neue Perspektiven eröffnet. Dieser Guide hat mein Verständnis für Fotografie vertieft und mich inspiriert, mit verschiedenen Einstellungen zu experimentieren. Ein großes Dankeschön für diese wertvollen Informationen und Anregungen!

Antwort von André Ziegler:

Vielen Dank für den netten Kommentar

Fotokurs Grundlagen - Thema: Blendenstufen

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